Dass wir noch immer einen Krieg brauchen ist ernüchternd und enttäuschend.

Es war ja nicht so, dass wir eine Welt hatten, wo Frieden herrschte. Doch nun können wir uns nicht mehr damit erklären, dass wir in unseren westlichen Ländern mit unserem demokratischen Denken weiter seien als die Länder in der dritten Welt, dass eventuell die Andern halt noch nicht so weit wären und so denken würden wie wir, dass die in Kriege verwickelten Länder eben noch mit anderen Methoden Konflikte lösen würden etc.

Damals haben wir uns noch selbstherrlich vorgegaukelt: Stell dir vor es ist Krieg und niemand geht hin. Unsere Realität zeigt genau das Gegenteil.

Nachdem Russland angriff und die Ukraine zurückschlug und sooo viele Andere sofort in den Krieg einrückten, Länder aufrüsten oder Waffen liefern, ist auch die letzte Illusion zerschlagen: Auch wir denken noch in Kriegsszenarien, Auge um Auge, Zahn um Zahn.

Nicht dass ich irgendetwas beurteilen möchte, das steht mir nicht zu. Es ist alles andere als ein Kinderspiel, Krieg geschehen zu lassen, zuzuschauen, eine Antwort zu finden oder irgendwie einen Weg zu sehen hinaus aus diesem Desaster.

Es ist einfach traurig, denn eigentlich glaubte ich, dass niemand wirklich Krieg haben will. Denn es bedeutet Tote, Verletzte, Zerstörung, Flüchtlinge und Traumatas.

Noch immer sind wir also nicht über die Sandkastenkonflikte hinausgewachsen.

In meinem Weltbild sind wir eine Menschenfamilie und alle sind wir Erdenbewohner. Ich glaube, dass wir alle dazugehören und Krieg bedeutet deswegen für mich die Verletzung und Zerstörung der eigenen Familie.

Schon wieder sind wir in die Falle der Teilung und Spaltung getappt . Was wir mit der leidigen Diskussion der Covid-Impfung eben noch erlebten, wurde nun abgelöst. Es gibt zwei Fronten, die gegeneinander kämpfen. Ein Kampf, der nicht aus dem Nichts geboren wurde. Es ist zur Gewohnheit geworden. Kämpfen statt reden, verurteilen statt verstehen wollen, vernichten statt zuhören.

Und wie mache ich es in meiner eigenen kleinen Welt? Habe ich wenigstens da, in meinen eigenen vier Wänden andere Strategien zur Verfügung? Halte ich es aus, wenn ich einer mir fremden Meinung begegne? Kann ich von meiner Überzeugung zurücktreten und dem mir Fremden Raum geben? Spüre ich Krieg in mir drin oder bin ich in Frieden mit mir, meiner Geschichte, meinen Lebensumständen, meinen Liebsten?

Ich kann ausrufen, jammern, auf Schuldige zeigen oder die Augen schliessen, hilflos die Hände in den Schoss legen. Doch bin es denn letztlich nicht ich selber, die wählt und entscheidet, wie, wo, mit wem ich mein Leben verbringe? Und bin ich denn nicht auch ein Teil in diesem Konflikt, ein Teil dieser Menschenfamilie mit meinen Strategien und Möglichkeiten?

Ich kann nun mit dem Finger gegen Osten zeigen und dabei meine eigene Friedensarbeit grosszügig übersehen. Ich kann in der Trauer und der Wut über das Chaos versinken. Doch aufgeben ist nicht das Ziel. Es geht ums Dranbleiben und Weitermachen, um den Glauben ans Gelingen, um das Sehen der Lichtblicke, um das Finden von neuen Strategien.

Neben all den praktischen Ansätzen, Hilfen und rettenden Massnahmen gibt es auch neue Ansätze, zum Teil werden sie noch belächelt, doch sie haben eine Kraft: bei jedem Glas Wasser, das ich trinke, an den Frieden denken. Die Lichter löschen als Zeichen der Unabhängigkeit. Kirchenglocken läuten lassen aus Solidarität. etc. etc.

Was wäre denn, wenn wir uns einen neuen Leitsatz auf die Fahne schreiben:

„Egal wie die Frage lautet, die Antwort ist immer Liebe!“

Ich glaube an die Wirkung und die Kraft der Liebe.

Sowohl die eine als auch die andere Seite braucht diese Liebe, die stärkt oder beschämt, läutert oder den Weg weist, unterstützt und aushalten lässt und die letztlich über alles siegt.

Ich bin überzeugt, die Natur baut auf die Liebe und lebt es uns vor. Wir können beobachten und lernen.

Lasst uns also kreativ und erfinderisch antworten, zusammen oder einzeln.

Lasst uns weniger über Schuldige schimpfen, wer weiss schon, wann und wo der Konflikt wirklich begonnen hat.

Lasst uns Frieden leben, in unseren Herzen und unseren Familien, am Arbeitsplatz in der Wirtschaft, der Politik.

Lasst uns die Liebe erfahren und ihr neue Räume zur Verfügung stellen.

Lasst uns an uns glauben und an die Macht unserer Gedanken und unserer persönlichen Haltung in der eigenen kleinen Welt.

Wir können Zündschnur sein und einander erhellen und bestärken und wachsen zu einem grossen Feuer, das Licht und Wärme verbreitet.

Herzlich und für dich persönlich

 

Edith

 

 

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