Du sagst, es sei hart und du haltest es manchmal fast nicht aus.
Vielen geht es ähnlich: Wir sehnen uns nach dem, was im Moment nicht verfügbar ist: Ungezwungene Bewegungsfreiheit, Nähe, Berührung.
Weißt du was ich interessant finde?
Das sind auch die Faktoren, die es braucht, damit NEUES LEBEN entsteht.
Es trifft sich ein Same mit einer Eizelle. Und es berührt, vereint und teilt, wächst und entwickelt sich. Es ist, was uns lebendig hält: Berührung, Nähe, Freiheit.
Was selbstverständlich ist, kennt man gut, man hat sich daran gewöhnt, es gehört einfach dazu. Und auf einmal ist das Vertraute nicht mehr da. Da kann man schon auf Entzug kommen.
„Stimmt“, sagst du, es fühle sich grauenhaft an, wie damals, als du mit dem Rauchen aufhörtest. Diese Unruhe, Unzufriedenheit, unterdrückte Gefühle ... und du wusstest, mit einer Zigarette wäre der ganze Druck verflogen.
„Und warum hast du es trotzdem durchgezogen? Was hat dich dazu gebracht, die Finger für immer vom Rauchen zu lassen?“, frage ich dich.
Du sagst, das sei alles Kopfsache, du hättest es einfach gewollt. Du warst überzeugt... aus verschiedenen Gründen. Doch hier sei das etwas Anderes.
Ach was! Unsere mentale Stärke kann Berge versetzen. Dein Bewusstsein kannst du jederzeit sinnbringend einsetzen. Setz dich hin und überlege, schreibe deine Gedanken auf, kommbiniere, reflektiere. Denk nur einmal daran, was nun alles wegfällt, was anders ist, was wertvoll wäre, was dir wirklich wichtig ist im Leben.
Im besten Fall beginnst du zu realisieren, was davon gut, was mittelmässig, was schädlich war. Es gibt nämlich auch Dinge, auf die du gerne verzichtest: Stress, Stau, Druck zum Beispiel.
Vielleicht durchdenkst du deine Werte neu, richtest dich anders aus. Was ist dir wirklich wichtig für ein lebendiges Leben? All diese Überlegungen unterscheiden sich nicht allzu sehr von denen, die du dir vor deinem Raucher-Entzug gemacht hast! Stimmt's?
"Nicht alle erleben diese Zeit gleich wie ich", meinst du jetzt.
Ja, ja, der Blickwinkel unterscheidet sich, doch die Auseinandersetzung bleibt die Gleiche: Wie komme ich gut durch diese Krise?
Weisst du, ich habe noch nie so deutlich vorgespiegelt bekommen, dass wir Menschen alle zusammengehören, dass wir uns miteinander um unsere Situation kümmern sollten und dass alles mit allem zusammenhängt. Kann denn irgendetwas isoliert betrachtet werden? Was uns die Natur mit ihrem nach Gleichgewicht bemühten Organismus vorgibt, wird nun unübersehbar sichtbar in dieser Krise: Nähe, Berührung, Freiheit. Das ist LEBENDIGKEIT.
Will ich diese Lebendigkeit für mich beanspruchen, erwächst daraus eine VERANTWORTUNG: jeder Mensch und jedes Lebewesen hat Anspruch auf diese Lebendigkeit! Nähe, Berührung, Freiheit. Gibt es da vielleicht Grenzen? Wenn ja, welche? Warum?
Und deshalb finde ich es unverzichtbar, sich ganz persönlich dieser Auseinandersetzung zu stellen. Sich eine Meinung zu bilden über ein lebendiges Zusammenwirken.
Das ist nicht eine Sache von einer Woche und dann ist wieder gut. Es fordert uns auf, Selbstverständliches neu zu überdenken, Möglichkeiten zu entwickeln, Kooperation, Unterstützung und Mitarbeit zu gewährleisten, die Richtung NEU einzuschlagen, diese Spur aufzunehmen und konsequent zu verfolgen.
Das sage sich so leicht, meinst du, es habe einen hohen Preis und davor hättest du Angst.
Natürlich. Es kostet uns etwas.
Wir stehen an einem Wendepunkt. Wie bei einer einschneidenden Krankheit, die zur Veränderung zwingt. Je komplexer ein System, desto mehr Zeit braucht das Bewusstwerden von Zusammenhängen. Je gründlicher, desto langsamer die Veränderung.
Doch es ist unsere Entwicklungsgeschichte, die Menschheit als Ganzes entwickelt sich, eine not-wendige Ablösung des Alten steht uns bevor, denn unsere Gesellschaft orientiert sich gerade NEU.
Die Veränderung kommt sichtbar von aussen. Wir können sie von innen mitgestalten. Bin ich innerlich vorbereitet, kann ich im Aussen besser agieren. Ich verändere und ich werde verändert.
„Na dann nichts wie los: Hin zu einem starken Autoimmunsystem.“, sagst du lachend.
So ist es! 🙂
Herzlich und für dich persönlich
Edith