Du erzählst mir aus deinem Leben, von deinem Schmerz, den Leiden, deinen täglichen Herausforderungen und auch von deinen Freuden, Erfolgen, der Erfüllung und der Hoffnung. Du hast Ziele und läufst in eine Richtung, gleichzeitig bleibst du offen für das, was ist und was das Leben von dir will.
Es ist nicht belastend, zuzuhören und mitzudenken, mitzufühlen, ganz Ohr zu sein. Du lässt mich herein in dein Universum und ich darf Teil werden davon, ohne etwas zu müssen, Verantwortung zu übernehmen oder mitzuleiden.
Vieles hat sich mir neu gezeigt durch deine Erfahrungen, die du mir lebendig erzählst. Es ergab sich ein schöner Austausch, ein lebhaftes Betrachten unserer Leben. Zwei Seelen sind sich begegnet und haben sich ausgetauscht.
„Ich danke dir, das Zuhören hat mich bereichert.“
Seelenverbindungen nähren uns und geben uns Kraft und Mut für die täglichen Herausforderungen des Lebens.
So durfte ich Verbindung erleben und einmal mehr merke ich, dass die Welt des Gegenübers sich mit der meinen teilweise deckt, überschneidet oder ergänzt.
In der Welt der Seele gibt es keine Konkurrenz, denn es gilt: je mehr ich habe, desto mehr haben die anderen. Je besser es dir geht, desto besser geht es der Welt.
Denn bei deinen Erzählungen wurde mir immer mehr bewusst, dass alles, wovon du da sprichst, ebenso seine Gültigkeit im Grossen für die ganze Welt hat. Der Weltenschmerz zeigt sich in dir und in mir, in uns allen. Denn wir sind ein Abbild dieser Welt, die Welt das Abbild unserer verletzten, unaufgeräumten, angeketteten ... Seelen.
Die Seele ist unsere Heimat, unsere Zugehörigkeit.
Unsere Innerlichkeit ist der Boden, von dem uns niemand verschleppen, ausschliessen oder verbannen kann.
Wenn ich mich davor fürchte, mir selber anzugehören, laufe ich Gefahr, mich einem äusseren System auszuliefern oder mich von einem anderen Menschen abhängig oder hörig zu machen.
Doch die Lebensfreude braucht ihre Quelle, damit sie nicht versiegt. Sie sucht nach einem Weg, an die Oberfläche zu kommen, hervorzusprudeln aus dem geheimnisvollen Dunkel, sich zu zeigen und im Licht zu glitzern. Gebe ich ihr die Chance, indem ich lausche und mich meinem inneren Geschehen zuwende? Horche ich auf den Lärm in meiner Seele, auf die Schreie nach Freisein, der Sehnsucht nach Verbindung?
Und wenn ich Unstimmigkeiten schmerzlich erkenne, leite ich Veränderung ein, indem ich die Richtung anpasse und die Situation ernst nehme?
Der Schmerz und unsere Sinne sind grosszügige Pfade, auf denen wir heimgelangen können. Sie zeigen uns den Weg zu unserer Seele.
Manchmal fühlt man sich ausgelaugt und müde, fragt sich weshalb. Ich habe doch gar nichts gemacht, war zu Besuch, liess mich bedienen, es gab zu reden, war unterhaltsam.
Doch sind unsere Seelen sich begegnet?
Echte Begegnungen machen nicht müde, sie regen an, inspirieren, erfüllen.
„Ich danke dir für deine Zeit und unser Gespräch“, sagtest du beim Abschied und: „ich freue mich schon auf das nächste Mal!“
Und zufrieden kappe ich die Verbindung, schaue auf die Uhr auf meinem Display. Was, so lange haben wir gesprochen! Die Zeit verging unmerklich schnell, draussen ist es dunkel geworden.
Ich spüre neue Impulse, beschwingt stehe ich unter die Dusche, lege mich ins Bett mit neuen Plänen in Kopf und Herz und viel Freude hänge ich gedanklich noch eine Weile dem gerade Erlebten nach. Meine Seele seufzt zufrieden, streckt und dehnt sich auf alle Seiten und schliesst die Augen. Alles ist in bester Ordnung.
Herzlich und für Dich persönlich
Edith